DGTHG verleiht 2023 den Ernst-Derra-Preis für besondere Forschungsleistungen der Herzmedizin

Die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie verlieh im Rahmen 52. Jahrestagung 2023 in Hamburg, den nach dem deutschen Herzchirurgen benannten und mit 7.500 Euro dotierten Ernst-Derra-Preis an Priv.-Doz. Dr. med. Mahmoud Diab (48), Geschäftsführender Oberarzt der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie, Universitätsklinikum Jena, für seine Arbeit Untersuchung zur Rolle von zirkulierenden Entzündungsmediatoren bei infektiöser Endokarditis und zum Einfluss von Endokarditis-induzierten Komorbiditäten auf das klinische Ergebnis. Alljährlich würdigt die DGTHG mit renommierten medizinischen Forschungspreisen die besonderen Leistungen von Ärztinnen und Ärzten sowie Wissenschaftler:innen, die in diesem Jahr erfreulicherweise wieder in Präsenz durch den DGTHG-Sekretär Prof. Dr. Andreas Markewitz übergeben wurden.

Hämoadsorption zeigt keinen Vorteil bei Endokarditis-Operationen: Ergebnisse der REMOVE Studie

Die infektiöse Endokarditis (IE) ist eine schwerwiegende Erkrankung. Die hohe operative Letalität (10-20%) wird u.a. auf eine besonders starke Freisetzung von Zytokinen (Zytokinsturm) im Rahmen der Operation bei Infektion zurückgeführt. Es ist jedoch bisher unklar, ob eine intraoperative Reduktion der Zytokine das klinische Ergebnis verbessert. „Wir führten eine prospektiv-randomisierte, multizentrische Studie (REMOVE) zur Rolle einer intraoperativen Hämoadsorption von Zytokinen bei IE durch“, erklärt Privat-Doz. Dr. Diab. „Die Studie wurde vom BMBF gefördert. Patient:innen mit einer Indikation zur Herzoperation bei IE wurden in Gruppen mit oder ohne Hämoadsorption (CytoSorb® während der HLM) randomisiert. Der primäre Endpunkt wurde als die Differenz zwischen dem mittleren gesamten postoperativen „sequential organ failure assessment“ (SOFA) Score und dem präoperativen SOFA-Score definiert. Der SOFA-Score bewertet die Dysfunktion von sechs verschiedenen Organsystemen. Sekundäre Endpunkte waren 30-Tage-Sterblichkeit, Dauer der mechanischen Beatmung sowie die Dauer der Vasopressor- und Nierenersatztherapie. Der primäre Endpunkt, ΔSOFA, unterschied sich nicht zwischen den beiden Gruppen. Es gab auch keinen Unterschied in der Sterblichkeit oder den anderen Endpunkten. Die Wirksamkeit der Hämoadsorption während einer Endokarditis Operation konnte somit nicht nachgewiesen werden. Es traten jedoch auch keine Schäden auf.“

(Laienverständliche Erklärung)

Eine Entzündung der Herzklappen (sog. Endokarditis) ist eine lebensbedrohliche Erkrankung. Oft ist eine Herzoperation die zwingend notwendige Option, weist aber wegen der Infektionsgefahr ein besonders hohes Risiko auf. Bei einer Endokarditis liegt eine generalisierte Entzündung im Körper vor, die das Operationsrisiko erhöht und durch verschiedene Mediatoren dieser Entzündung (sog. Zytokine) vermittelt wird. „Es gibt seit einiger Zeit sog. Absorber – ähnlich wie Filter bei der Dialyse, mit der Fähigkeit, diese Zytokine aus dem Patientenblut zu entfernen. Der Adsorber findet Anwendung in klinischen Bereichen, in denen eine generalisierte Entzündung im Körper vorliegt, wie z. B. bei einer Sepsis, auch Blutvergiftung genannt“, erklärt Privat-Doz. Dr. Diab. „Im Bereich der Endokarditis wird der Absorber aktuell häufig angewendet, ohne dass die klinische Wirksamkeit je durch eine kontrollierte Studie überprüft wurde.“ Die Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie am Universitätsklinikum Jena hat jetzt die REMOVE-Studie initiiert und gemeinsam mit 13 anderen deutschen Zentren als multizentrische, randomisierte Studie durchgeführt. Die Studie wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Es wurden 282 Patienten zufällig einer Operation mit oder ohne Absorber zugeteilt. Die Studie analysierte die Fähigkeit des Adsorbers, das Auftreten von Multi-Organversagen zu vermindern. Auch die Dauer der Beatmung, der Bedarf an medikamentöser Blutdruckunterstützung sowie Nierenersatz-therapie und die Sterblichkeit innerhalb eines Monats wurden erfasst. Die Studie zeigte keine Unterschiede in diesen Endpunkten und schloss, dass die erhoffte Wirksamkeit nicht nachgewiesen werden konnte.

 

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Priv.-Doz. Dr. med. Mahmoud Diab,
Geschäftsführender Oberarzt der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie, Universitätsklinikum Jena
Bildquelle: Mahmoud Diab

 

Die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie e.V. (DGTHG) mit Sitz in Berlin ist eine gemeinnützige medizinische Fachgesellschaft, deren Ziele u.a. der Förderung der Wissenschaft und Weiterentwicklung von Therapien auf dem Gebiet der Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie sind. Zu weiteren Hauptaufgaben zählen die Durchführung von Weiter- und Fortbildungsprogrammen, Erstellung medizinischer Leitlinien, Förderung von Nachwuchskräften und die Ausrichtung medizinischer Fachtagungen. Als Vertretung der über 1.000 in Deutschland tätigen und in der DGTHG organisierten Fachärztinnen und Fachärzte für Herz- und Kardiovaskularchirurgie stehen die Verantwortlichen der Fachgesellschaft für einen Dialog mit der Öffentlichkeit, Politik und Wirtschaft zur Verfügung.

 

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