Die DGTHG trauert um Professor Dr. med. Ernst-Reiner de Vivie

Am 28. September 2020 verstarb nach langer, schwerer Krankheit Professor Dr. med. Emeritus Ernst-Reiner de Vivie kurz vor seinem 82-igsten Geburtstag.

Ernst-Reiner de Vivie wurde am 05.10.1938 in Hamburg geboren, wo er auch sein Abitur ablegte und das Studium der Medizin abschloss. Im Jahre 1963 promovierte er an der Universität Hamburg mit dem Thema „Zur Frage des Gallensteinileus“.

Seine Herz-, Thorax- und gefäßchirurgische Ausbildung erfolgte an der Georg-August-Universität Göttingen bei Professor Dr. med. Joseph Koncz, einem Pionier der deutschen Herzchirurgie und Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG). Im Jahr 1975 habilitierte sich de Vivie an der Georg-August-Universität Göttingen, 1978 wurde er zum außerplanmäßigen Professor ernannt. In der Nachfolge seines Lehrers Koncz übernahm er von 1982 an, zusammen mit Prof. Dr. Knut Leitz, die Leitung der Göttinger Klinik.

 

Ernst-Reiner de Vivie folgte 1988 einem Ruf an die Universität Köln, wo er als Nachfolger von Professor Dr. Harald Dalichau die Herz-Thorax-Chirurgie übernahm. Bis zu seiner Emeritierung 2005 leitete er die Klinik in hervorragender Weise, wobei er das gesamte Spektrum des Fachgebietes klinisch und wissenschaftlich beispielhaft bearbeitete. So führte er gemeinsam mit seinen Mitarbeitern nahezu 16.000 Herzoperationen durch.  Sein besonderes Interesse galt dabei der chirurgischen Behandlung angeborener Herzfehler und als echter „Allrounder“ widmete er sich auch umfassend den erworbenen Herzkrankheiten und der Transplantationschirurgie.

 

Nach seiner Emeritierung gehörte er von 2008 bis 2012 dem Hochschulrat der Sporthochschule in Köln an. Auch hier erwarb er sich viel Sympathie durch seine freundliche und konstruktive Art, die ganz wesentlich zur Akzeptanz des neuen Gremiums innerhalb der Hochschule beitrug. Sein Fachwissen, sein Engagement, seine offene und liebenswürdige Art sowie seine wertvolle Lebenserfahrung machten ihn zu einem hochgeschätzten Mitglied im Hochschulrat und in der Hochschule selbst.

 

Seine besondere Leidenschaft für die Behandlung angeborener Herzfehler bewies er auch nach seiner Emeritierung durch die Stiftung des Ernst-Reiner de Vivie Nachwuchs-Förderpreises, welcher von 2011 bis 2016 im Bereich der kongenitalen Nachwuchsförderung für innovative und interdisziplinäre wissenschaftliche Arbeiten zur Forschung und Therapie angeborener Herzfehler im Kinder- und Erwachsenenalter zusammen mit der Loni-Page-Stiftung vergeben wurde.

 

Sein persönliches Engagement galt auch der Arbeit in der Deutschen Gesellschaft für Herz-, Thorax und Gefäßchirurgie. Von 1985 bis 1991 war er Sekretär der DGTHG. Im Jahr 1991 leitete er die 20. Jahrestagung der Fachgesellschaft in Bonn, auf der er dem Aspekt der kongenitalen Herzerkrankungen einen besonderen Schwerpunkt widmete. Für viele Jahre leitete er mit großem Einsatz die Weiterbildungskommission der DGTHG. Er organisierte mit großem Enthusiasmus das erste Facharztseminar für junge chirurgische Kollegen in der Facharztausbildung, die während einer Woche ihr praktisches Können durch eine solide theoretische Basis aus allen Fachdisziplinen der Herz-, Gefäß- und Thoraxchirurgie erweitern konnten. Er erwies sich dabei als hervorragender Gastgeber und väterlicher Freund der jungen Kollegen und wollte durch die neu entstandenen engeren Kontakte aus den Seminarjahrgängen eine gemeinschaftliche Basis für den DGTHG-Nachwuchs schaffen, ähnlich wie es das Junge Forum heute darstellt.

 

Die Deutsche Gesellschaft für Herz-, Thorax und Gefäßchirurgie trauert um ihr langjähriges und verdientes Mitglied.  Sie wird Ernst-Reiner de Vivie ein würdiges Andenken bewahren.

Der Familie gilt unsere tief empfundene Anteilnahme.

 

Bildquelle: Deutsche Sporthochschule Köln