Vor 50 Jahren wurde die Herztransplantation in Deutschland durchgeführt

Am 13. Februar 1969, 430 Tage nach der weltweit ersten Herztransplantation 1967 durch den südafrikanischen Herzchirurg Christiaan Barnard, verpflanzten die beiden Chirurgen Werner Klinner und Fritz Sebening unter der Leitung des renommierten Chirurgen Rudolf Zenker, das erste Herz auf deutschem Boden in München. Ein Jahr lang hatte sich der Münchner Chirurgie-Professor Klinner mit seinem 30köpfigen Team konsequent vorbereitet und trainiert: 65 Minuten dauerte die eigentliche Organverpflanzung. Leider lebte der 36jährige Patient mit dem transplantierten Organ nur 27 Stunden, weil das Spenderherz durch Vorerkrankungen geschädigt war, was mit dem damaligen medizinischen Wissen nicht abzusehen war.

„Die ersten Herztransplantationen lösten eine Welle an Organverpflanzungen aus, die jedoch allesamt nicht längerfristig erfolgreich waren. Erst durch weiterreichende Erkenntnisse über das menschliche Immunsystem und dem damit einhergehenden besseren Verständnis der Abstoßungsreaktion, waren deutlich höhere Überlebenschancen der organtransplantierten Patienten gegeben. In diesem Zusammenhang war die Entwicklung geeigneter Arzneistoffe, der sogenannten Immunsuppressiva (z.B. Ciclosporin), die eine Organabstoßungsreaktion abmildern, von entscheidender Bedeutung“, erklärt Herzchirurg und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, Privatdozent Dr. Wolfgang Harringer.

Erst in den 1980iger Jahren, nach der Einführung diverser effektiv wirkender und nebenwirkungsärmerer Immun-suppressiva, wurden die Herztransplantations-Programme ausgeweitet. Den ersten nachhaltigen Erfolg, und damit den Durchbruch, erzielten die Ärzte des Deutschen Herzzentrums München am 7. Mai 1981. Hierauf folgten weitere Herztransplantationen in Herzzentren in Hannover, Hamburg und Berlin.
„Wir bedauern nach wie vor den seit Jahren bestehenden Mangel an Spenderherzen“, konstatiert PD Dr. Harringer. „Im Jahr 2017 konnten in Deutschland nur 253 Herzen transplantiert werden, ein alarmierender Tiefststand seit nahezu 25 Jahren. Erfreulicherweise konnten wir im Jahr 2018 295 Patienten mit einer Herztransplantation das Leben retten. Wir sprechen uns deutlich für die Widerspruchlösung im Zusammenhang mit der Organspende aus, wie sie bespielweise bereits in Österreich gesetzlich geregelt ist.“ Um Patienten mit Herzschwäche im Endstadium überhaupt eine Überlebenschance zu ermöglichen, bis ein für sie geeignetes Spenderorgan zur Verfügung steht, kommen in Anbetracht des Spenderorganmangels sehr häufig Herzunterstützungssysteme zum Einsatz, die die Pumpfunktion des Herzens ersetzen, und somit den Blutkreislauf aufrechterhalten. Derzeit warten nach Angaben der DSO* rund 10.000 Patienten auf ein Spenderorgan.

Die Überlebenschancen mit einem Spenderorgan sind durchaus vielversprechend. „Nach erfolgreicher Transplantation und stationärer Krankenhausbehandlung, einer zielgerichteten Rehabilitation und kontinuierlicher Immunsuppressiva-Therapie, erreichen herztransplantierte Patienten zumeist eine gute Lebensqualität und haben kaum Einschränkungen im Alltag“, so Herzchirurg Harringer.