24.02.2016: Gesamtzahl der herzchirurgischen Eingriffe auf stabilem Niveau
Fachgesellschaft der deutschen Herzchirurgen veröffentlicht DGTHG-Leistungsstatistik 2015: trotz höherem Durch-schnittsalter der Patienten bessere Überlebensraten
Die Fachgesellschaft der deutschen Herzchirurgen, die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG), hat Mitte Februar 2016 im Rahmen der diesjährigen Jahrestagung in Leipzig die Leistungszahlen und Überlebensraten nach herzchirurgischen Eingriffen für das Jahr 2015 veröffentlicht. Danach ist die Gesamtzahl der Operationen an den 78 Fachabteilungen für Herzchirurgie in Deutschland vom Jahr 2014 auf 2015 nahezu unverändert und liegt bei rund 100.000, wobei sich die Zahlen nach Eingriffsgruppen differenziert unter-schiedlich entwickelten.
Genau 128.175 Operationen am Herzen haben die rund 930 in Deutschland tätigen Herzchirurgen im Jahr 2015 durchgeführt. Im Jahr 2014 waren es 128.546 herzchirurgische Eingriffe.
Trotz des von Jahr zu Jahr steigenden Alters der Patienten in den herzchirurgischen Fachabteilungen – 14,8 Prozent der Patienten waren im vergangenen Jahr 80 Jahre und älter – und der damit einhergehenden Zunahme von Patienten mit Begleit-erkrankungen, blieben die Krankenhaus-Überlebensraten in den jeweiligen Eingriffskategorien durchweg stabil.
Herzchirurgische Standorte flächendeckend verteilt
Die Anzahl der Zahl der herzchirurgischen Fachabteilungen bleibt konstant. „Die 78 Fachabteilungen verteilen sich in Abhängigkeit der regionalen Bevölkerungsdichte über die gesamte Bundesrepublik. Angesichts der nachgewiesenen flächen-deckenden Versorgung und der aktuellen Behandlungszahlen ist keinerlei Notwendigkeit für die Einrichtung weiterer Fach-abteilungen für Herzchirurgie erkennbar“, erklärte Professor Armin Welz, Präsident der DGTHG bei der Präsentation der herzchirurgischen Leistungszahlen.
Zahl der Bypass-Operationen kaum verändert
Ein leichter Rückgang war gegenüber dem Vorjahr (2014) in der Kategorie der isolierten koronaren Bypass-Operation und der Bypass-Operationen mit gleichzeitiger Durchführung eines weiteren herzchirurgischen Eingriffs zu verzeichnen. So veränderte sich die Zahl gegenüber dem Vorjahr marginal von 53.805 (2014) auf 51.941 (2015). Hintergrund dieser Entwicklung ist, dass die `Koronare Herzkrankheit´ (KHK) in steigendem Maße durch eine Katheterintervention mit Einsetzen eines Stents behandelt wird. Unter der Koronaren Herzerkrankung versteht man die Verengung der Herzkranzgefäße, die den Herzmuskel mit Blut versorgen. Die Ergebnisse diverser medizinischer Studien und die aktuellen Empfehlungen medizinischer Leitlinien zeigen: die koronare Bypass-Operation ist bei Befall mehrerer Herzkranzgefäße sowie bei komplexeren Verengungen der Herzkranzgefäße die bessere Wahl für den Patienten sowohl in Hinblick auf die Überlebensrate als auch auf die Lebensqualität.
„Die Entwicklung der Eingriffszahlen der koronaren Bypass-Operation muss jeden Mediziner nachdenklich stimmen. Vergleicht man die bundesdeutschen Eingriffszahlen mit denen anderer Industrienationen wie den USA, zeigt sich proportional zur Bevölkerung eine deutlich andere Verhältnismäßigkeit der koronaren Bypass-Operationen zu den Stentimplantationen. Daher sehen wir die Notwendigkeit eines interdisziplinären Herz-Teams als unabdingbar, so dass Patienten über die Vor- und Nachteile beider Verfahren individuell aufklärt werden“, erläuterte Professor Anno Diegeler, Sekretär der DGTHG.
Zahl der Herzklappenoperationen steigt um rund drei Prozent an
Im Gegensatz zu den koronaren Bypass-Operationen steigt die Zahl der Eingriffe bei Patienten mit erworbenen Defekten der Herzklappen seit Jahren spürbar an. Wurden 2014 noch 31.359 Operationen dieser Art gezählt, sind es im vergangenen Jahr bereits 32.346 gewesen – eine Steigerung von ca. drei Prozent.
Der überwiegende Teil der Operationen von Herzklappen betrifft die Aortenklappe. Allein 11.183 konventionelle Aortenklappenersatz-Operationen wurden im Jahr 2015 in Deutschland vorgenommen. Die In-Hospital-Überlebensrate bleibt mit ca. 97 Prozent seit mehreren Jahren auf diesem Niveau konstant. In weiteren 1.372 Fällen wurde in Kombinations-eingriffen die Aortenklappe ersetzt und die Mitralklappe rekonstruiert oder ebenfalls ersetzt.
Die Zahl kathetergestützter Aortenklappenimplantationen im Jahr 2015 beträgt laut DGTHG-Leistungsstatistik 9.831 (2014: 8.631). Allerdings erfasst die DGTHG-Leistungsstatistik nur diejenigen dieser Eingriffe, die aus den herzchirurgischen Fachabteilungen übermittelt wurden.
Der Vorstand der DGTHG begrüßt in diesem Zusammenhang die am 25. Juli 2015 in Kraft getretene „Richtlinie minimalinvasive Herzklappeninternventionen“ des Gemeinsamen Bundes-sausschusses, die für die Patientensicherheit im Zusammenhang mit diesen Verfahren, Struktur-, Prozess- und Personalvoraus-setzungen verbindlich festlegt und deren Übergangsfrist Ende Juni 2016 endet.
Bei den 6.027 isolierten Operationen an der Mitralklappe setzte sich die Trends der letzten Jahre fort: Bei rund zwei Drittel der Operationen kann die patienteneigene Herzklappe rekonstruiert werden. In den übrigen Fällen wird die Mitralklappe durch eine Prothese ersetzt, dies auch vor dem Hintergrund, dass nicht jeder Herzklappenfehler für eine Rekonstruktion zugänglich ist. Auch die In-Hospital-Überlebensraten zeigen seit Jahren ein konstant hohes Niveau von ca. 98 Prozent für die Rekonstruktionen.
Herzunterstützungssysteme als alternative Therapie / Historischer Rückgang der Anzahl von Spenderherzen
Ein neues Rekordtief hat zum Bedauern der herzchirurgischen Fachgesellschaft die Zahl der Herztransplantationen erreicht. So konnten 2015 nur noch 283 Herztransplantationen durchgeführt werden, nachdem im vorvergangenen Jahr nur 294 Herz-Transplantationen zu verzeichnen waren. Gegenüber dem Jahr 1998, in dem der vorläufige Höchststand mit 526 Herztransplantationen erreicht worden war, ist dies ein Rückgang um mehr 40 Prozent. Ein wesentlicher Grund für diese Entwicklung ist die zurückgehende Bereitschaft der Bevölkerung zur Organspende.
Um die Patienten am Leben zu halten bis ein geeignetes Spenderorgan zur Verfügung steht, aber aufgrund der fehlenden Spenderherzen immer häufiger auch als permanente Therapie, wird von den Herzchirurgen zunehmend auf Herzunterstützungssysteme zurückgegriffen: Die Zahl der implantierten Herzunterstützungssysteme ist deutlich von 350 im Jahr 2005 auf 989 im vergangenen Jahr angestiegen, wobei die Systeme, die entweder die linke oder die rechte Herzkammer unterstützen, bei mehr als 90% der Patienten zum Einsatz kommen.
„Die Systeme werden immer kleiner, leistungsfähiger und einfacher in der Handhabung. Allerdings wird es nach heutigem Stand noch eine längere Zeit dauern, bis technische Systeme in ihrer Funktion einem transplantierten menschlichen Herz annähernd gleichwertig sind. Dies zeigt sich auch daran, dass die Zahl der sogenannten Kunstherzen, die das menschliche Herz gänzlich ersetzen, bisher nur sehr selten implantiert werden“, so Professor Welz.
Die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) vertritt als medizinische Fachgesellschaft die Interessen der über 1.000 in Deutschland tätigen Herz-, Thorax- und Kardiovaskularchirurgen im Dialog mit Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit.
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