DGTHG verleiht 2021 virtuell den Abbott Medical Preis für besondere Forschungsleistungen der Herzmedizin

Die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) verlieh im Rahmen der virtuellen 50. Jahrestagung 2021 in Berlin den Abbott Medical Preis, dotiert mit 5.000 Euro, an Dr. med. Dragan Opacic, Klinik für Thorax- und Kardiovaskularchirurgie Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen Universitätsklinik der RUB, für seine Arbeit “Intra-atrial neomitral ring creation in the presence of severe mitral anulus calcification”.
Alljährlich würdigt die DGTHG die besonderen Leistungen von Ärzten und Wissenschaftlern mit renommierten Medizin- und Forschungspreisen, die im Rahmen der feierlichen Eröffnung der Jahrestagung durch den DGTHG-Sekretär Prof. Dr. Andreas Markewitz übergeben wurden. In diesem Jahr – und im Kontext der Corona-Pandemie – fand die Verleihung als virtueller Livestream statt.

Dr. Dragan Opacic erklärt, dass Mitralklappenverkalkungen (MVK) zu den schwierigsten Herausforderungen der Herzklappen-chirurgie zählen. „Sie schließen häufig nicht nur eine Mitralklappenreparatur aus, sondern können auch die Durchführbarkeit eines Mitralklappenersatzes dramatisch einschränken“, so der Herzchirurg. In den letzten Jahrzehnten wurden daher viele verschiedene Techniken entwickelt, um dieser Herausforderung zu begegnen. Besonders nachteilig wirken sich schwerwiegende Untermaße der implantierten Prothesenklappe, embolische Komplikationen sowie Verletzungen der Circumflex-arterie und Ventrikel- oder Vorhofrupturen aus, so dass sich keine der bisher vorgeschlagenen Operationstechniken als bevorzugte Technik für diese Hochrisikopatienten durchsetzen konnte. Um dem zu begegnen, und Operationsrisiken für Patienten mit Mitralklappenverkalkung deutlich zu mindern, hat das Team um Dr. Dragan Opacic ein neues Verfahren entwickelt. „Dabei implantieren wir eine Mitralklappenprothese in einen intraatrialen Neomitralring, der zuvor aus einer Dacron-Rohrprothese gebildet wird. Auf diese Weise wird ein übermäßiges Debridement der MKV umgangen und die Risiken von Emboliekomplikationen und atrioventrikulären Rupturen verringert“, erklärt Dr. Opacic. Die Autoren konnten nachweisen, dass diese Technik auch bei sehr engem nativen Mitralklappenring eine Implantation einer ausreichend großen Mitralklappenprothese erlaubt. Die Bildung eines neomitralen Rings mittels Dacron-Rohrprothese ist zudem eine einfache Technik, die als alternativer Ansatz bei Patienten mit ausgedehnter MKV verwendet werden kann, wenn eine anatomische Klappenprothesenimplantation nicht möglich ist.

(Laienverständliche Erklärung)
Mitralklappenoperationen sind nach Eingriffen an der Aortenklappe mit die am häufigsten herzchirurgisch durchgeführten Herzklappenoperationen – sie zählen jedoch auch zu den anspruchsvollsten Eingriffen in der Herzchirurgie. Die Mitralklappe befindet sich zwischen dem linken Vorhof und der linken Herzkammer. Mitralklappenringverkalkungen sind Kalziumablagerungen am Klappenring, die das Operationsrisiko erheblich erhöhen und manchmal sogar eine Operation unmöglich machen können. „Wir haben eine neue Operationstechnik entwickelt um diese, in einigen Fällen inoperable Patienten, behandeln zu können“, erklärt Herzchirurg Dr. Dragan Opacic. „Wir haben eine Gefäßrohrprothese verwendet, um einen neuen Mitralklappenring in Vorhof direkt über den Kalziumablagerungen zu erstellen. Danach wird die neue Mitralklappenprothese in ausreichender Größe in den neuen Ring implantiert. Auf diese Weise wird die Gefahr, dass sich durch den direkten Eingriff des Chirurgen am verkalkten Mitralklappenring Ablagerungen lösen, deutlich verringert. Die Herstellung des neuen Mitralklappenrings von Gefäßrohrprothese ist eine relativ einfache Technik, die als alternativer Ansatz bei Patienten mit ausgedehnten Mitralklappenverkalkungen verwendet werden kann, wenn eine anatomische Klappenprothesenimplantation nicht möglich ist.“