Die DGTHG trauert um Professor Dr. med. Gerhard Ziemer


Am 11. November 2022 verstarb unser allseits geschätzter Kollege Professor Dr. med. Gerhard Ziemer plötzlich und völlig unerwartet im Alter von 69 Jahren.

Gerhard Ziemer wurde am 30.7.1953 geboren und legte 1972 in Bielefeld sein Abitur ab. Das Studium der Medizin schloss er 1978 an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel ab, wo er 1979 „Zur Ursache der verminderten Natriumretentionsfähigkeit von Ratten mit experimentellem Goldblatt-Hochdruck“ promovierte. Nach dem Abschluss seines Marine-Militärdienstes als wehrpflichtiger Arzt begann er 1980 seine Ausbildung zum Herz-, Thorax- und Gefässchirurgen an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) bei Prof. Dr. Hans Georg Borst. Dieser entsandte ihn von 1984 bis 1986 zu einer Residency  an das Boston Childrens Hospital zu Prof. Dr. Aldo Castaneda. Entsprechend ausgebildet übernahm Gerhard Ziemer nach seiner Rückkehr an die MHH die operative Behandlung angeborener Herzfehler in der Nachfolge von Prof. Dr. Hellmut Oelert. Im Jahr 1993 habilitierte er sich „Zur Frage der koronararteriellen Oxygenierung unter verschiedenen Kanülierungsformen der veno-arteriellen extrakorporalen Membranoxygenation: ein in-vitro-Modell“. Kurz darauf wurde er als Nachfolger von Professor Dr. Hans-Eberhard Hoffmeister auf den Lehrstuhl für Herz-Thorax- und Gefässchirurgie an die Universität Tübingen berufen.

Seine besondere Leidenschaft galt stets der Behandlung angeborener Herzfehler in jedem Lebensalter, wofür er sich herausragend engagierte und Kollegen mit dem gleichem Interesse in Europa vereinte.  Prof. Dr. Gerhard Ziemer war in diesem Kontext Gründungsmitglied der von ihm mitinitiierten ECHSA (European Congenital Heart Surgeons Association) und hat als ihr erster Präsident die DGTHG nicht nur in diesem Bereich international sichtbar gemacht. Im Jahr 2011 wechselte er von Tübingen an die Universität Chicago, wo er bis 2018 tätig war. Mit dem Erreichen des 65. Lebensjahrs wechselte er von dort für ein Jahr nach St. Petersburg in Florida und nahm schließlich eine Leitungsposition am Geisinger Heart Institute in Danville, Pennsylvania an, die er bis zu seinem unerwarteten Tod bekleidete.

Ein großes Anliegen war Gerhard Ziemer stets die Versorgung herzkranker Kinder in Ländern wie Peru, Georgien und Kazachstan, wohin er regelmäßig reiste um zu operieren, aber auch, um das dortige Personal auszubilden.

Gemeinsam mit Prof. Dr. Axel Haverich hat er 2010 das weit verbreitete deutschsprachige Standardwerk der Herzchirurgie seines Lehrmeister Hans Georg Borst aus dem Jahr 1991 vollkommen überarbeitet und neu aufgelegt sowie dessen Übertragung ins Englische verantwortet.

Die Deutsche Gesellschaft für Herz-, Thorax und Gefäßchirurgie trauert um ihr langjähriges und verdientes Mitglied.  Sie wird Gerhard Ziemer ein würdiges Andenken bewahren.

Der Familie gilt unsere tief empfundene Anteilnahme.